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Ende Oktober 2007 stieg die Helligkeit des Kometen 17P/Holmes um mehr als das Hundertausendfache an. Ein sonst unscheinbares Objekt wurde plötzlich zum beeindruckenden Schauspiel. Hier ein kleiner Bericht.
Hin und wieder sind am Nachthimmel, ganz selten auch am Taghimmel, helle Kometen zu sehen. Zu den bekanntesten gehören der Halley'sche Komet aus dem Beginn der 20sten Jahrhunderts, Komet West aus 1970ern und die beiden hellen Kometen der 90iger: Hale-Bopp und Hyakutake. Die letzten beiden waren mit bloßem Auge selbst aus Großstädten heraus zu beobachten.
Solch dramatische Erscheinungen sind die Ausnahme, nicht die Regeln. Viel größer ist die Zahl der Kometen, die nur mit großen Teleskopen beobachtbar sind. Zum Teil ist eine gehobene astrofotografische Ausrüstung erforderlich. Der Komet 17P/Holmes bildet hier keine Ausnahme. Seine Helligkeit ist normalerweise so gering, dass die technische Ausstattung der Heuchelheimer Hobbyastronomen nicht ausreicht, ihn visuell zu beobachten. Dies spricht für eine beeindruckende Lichtschwäche, denn immerhin können wir Kugelsternhaufen in unseren Nachbargalaxien (M33, der Andromedanebel), zig Millionen Lichtjahre entfernte Galaxien oder sogar hunderte Millionen Lichtjahre entfernte Quasare sehen. Die geringe Helligkeit des Kometen geht letztlich darauf zurück, dass es sich bei ihm um einen wenigen Kilometer großen "schmutzigen Schneeball" handelt, d.h. Eis mit eingelagertem Gestein, der der Sonne nie näher als 300 Millionen Kilometer kommt (zum Vergleich: die Erde ist halb so weit von der Sonne entfernt). Entsprechend wenig Sonnenlicht reflektiert der Komet in unsere Richtung. Weitere Informationen sind in einem informativen Artikel in Wikipedia zu finden.
Das Schöne an Kometen ist, dass sie unerwartet heller werden können. Solche "Helligkeitsausbrüche" treten zwar selten aber doch immer wieder auf. Tatsächlich geht die Entdeckung des Kometen Holmes in den 1860er Jahre auf einen ebensolchen Helligkeitsausbruch zurück. Verschiedene Mechanismen können ihn erzeugen, bspw. Einschläge von Gesteinsbrocken auf dem Kometen oder das Auseinanderbrechen des Kometen selbst. Am 24. Oktober kam es zu einem Helligkeitsausbruch des Kometen Holmes: Innerhalb von Stunden stieg seine Helligkeit dramatisch an und erreichte bald Werte, mit denen er leicht ohne jedes Instrument sichtbar war.
Leider hatten wir zu diesem Zeitpunkt eine Wetterlage, die im Spätherbst typisch ist: Ein Hochdruckgebiet liegt über Deutschland und in Mittelhessen bildet sich zwischen Taunus, Vogelsberg und Westerwald eine zähe Nebel / Hochnebelschicht aus, die jeden Blick auf das Objekt versperrt. Erst am 28. Oktober verdrängte ein herannahendes Tiefdruckgebiet diesen Nebel, passenderweise in den Abendstunden. Noch in der Dämmerung suchten Nina und Frank Leiter den Kometen am nordöstlichen Abendhimmel auf. Auf der vereinsinternen Mailingliste schrieben sie:
Bereits in der Dämmerung mit bloßem Auge zu sehen! Das Ding sieht irgendwie, tja, unglaubwürdig aus. Irgendwie seltsam halt: so ein runder Ball mit hellem, flächigem Kern. Und vor allem: irre hell! Wenn man sich überlegt, wie weit der von uns weg ist, dann wird das ganze noch beeindruckender.
Schon zu diesem Zeitpunkt sah Holmes nicht sternförmig aus sondern war ein kleines flächiges Objekt. Im Fernglas 10x25 und 20x70 wurde dies eindeutig bestätigt. Mit stehender Kamera 350d entstanden die ersten Fotos:
Die Detailaufnahme (rechts) zeigt einen Himmelsausschnitt etwa von der Größe des Vollmonds. Aufnahmedaten der Detailaufnahme:
500mm f/5,6 Objektiv, 30x 1sekunde übereinandergerechnet.
Die nächste Beobachtungsgelegenheit ließ dann auf sich warten. Erst am 31. Oktober klarte es erneut auf. Diesmal erlaubte die Wetterlage eine intensivere Beobachtung, die nicht in der Hektik zwischen abziehendem Nebel und aufziehendem Tiefdruckwirbel von Statten gehen musste.
Das Bild links wurde von Claudia und Horst Koch mit einem 10" Newton-Teleskop mit 1200mm Brennweite aufgenommen. Mit einer digitalen Spiegelreflexkamera
350D belichteten sie 30 Sekunden. Das rechte Bild wurde von Josef Gräf um ca. 22:42 MEZ am 31.10. aufgenommen. Vier Einzelaufnahmen von je 9 Sekunden
Belichtungszeit wurden kombiniert. Die Empfindlichkeit seiner 350D war auf 800 ISO eingestellt. Er verwendete ein 200/1000 Newtonteleskop, nachgeführt
auf einer EQ6.
Beide Aufnahmen zeigen sehr schön die ebenfalls visuell sichtbaren Strukturen: im großen und ganzen ist das Objekt rund. Der Rand ist auf halber
Umfangslänge scharf begrenzt und es ist eine Ringstruktur zu sehen (im linken Bild auf der oberen Seite), d.h. in Richtung Zentrum folgt vom Rand aus auf einen hellen Teil eine dunklere Fläche. Im Zentrum ist eine ausgedehnte Fläche mit klarem Helligkeitsschwerpunkt zu erkennen. Zwischen dem Ringabschnitt und diesem Kern steht ein punktförmiges Objekt: der eigentliche Kometenkopf. Die dem Ring gegenüberliegende Seite ist hingegen unscharf zum Himmel, im linken
Bild ist dies die untere Seite des Kometen.
Auf den Aufnahmen nicht zu sehen ist ein den fotografierten Teil umgebenden, nach aussen schwächer werdender Bereich zu erkennen, der ca. den
Kometendurchmesser verdoppelte. Dies beobachtete Reinhard Braden visuell mit einem 12" Dobson unter Verwendung eines UHC-E Filters. Neuere Fotos bestätigen
diese Beobachtung.
Interessant ist der Vergleich des Kometen an den beiden Tagen 28.10. und 31.10. Das Bild oben zeigt die Überlagerung von zwei Aufnahmen, die mit stehender Kamera und einem 500mm Objektiv entstanden. Der Komet ist in diesen 3 Tagen nur ein kurzes Stück am Himmel gewandert, so dass die Aufnahmen anhand gleicher Sterne orientiert werden konnten. Im unteren Teil des Bildes ist der Komet am 28.10. zu sehen, im oberen Teil am 31.10. Auffällig ist, dass der Komet seine Größe beinahe verdoppelt hat. Durch diese Größenänderung sinkt die Helligkeit pro Flächeneinheit leicht ab. Der unscharfe Rand ist etwas ausgeprägter.
Tagelang gaben nur kurze Wolkenlücken den Blick mittels Feldstecher auf den Kometen frei. Deutlich war zu beobachten, dass sich die Gaswolke um den Kometenkern weiter ausdehnte. Die Helligkeit nahm ab, doch bis zum 15.11. war Holmes noch leicht mit dem bloßem Auge zu sehen. Hilfreich ist dabei die Zenitnähe in den späten Abendstunden. Aus den Aufnahmen lässt sich ein Durchmesser von 2 Bogenminuten abschätzen. Damit erscheint uns der Komet nahezu unter dem gleichen Winkeldurchmesser wie der Vollmond. Der Komet ist im Augenblick 240 Millionen Kilometer von uns entfernt, während die Entfernung zum Mond gerademal 360.000 Kilometer beträgt (also ein Faktor 660!). Die Gaswolke des Kometen müsste demnach einen Durchmesser von 2 Millionen Kilometern haben.
Die Fotos oben entstanden am 14.11 und 15.11.; der besondere Reiz des Kometen ist sein Standort nahe Mirfak im Perseus. In diesem Bereich steht der offene Sternhaufen Melotte 20, der auf der Aufnahme von Reinhard Stärk rechts unterhalb des Kometen sehr schön zur Geltung kommt. Die Aufnahme rechts zeigt den Kometen bei höherer Brennweite, Norden weist nach links.
(c) 2007 by AAG Heuchelheim