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(17) Thetis, 21. April 2007

Letztes Update: 08. Mai 2007

Sternbedeckungen durch Kleinplaneten - der Hintergrund

Obwohl den Astronomen mittlerweile einige Zehntausend Kleinplaneten bekannt sind, wissen wir noch immer recht wenig über sie. Zwar können wir die Positionen vieler Objekte recht gut vorhersagen (was heißt, wir wissen immerhin, wo sie am Himmel wiederzufinden sind). Aber wir wissen sehr wenig über ihre Form und Größe, denn diese lassen sich selbst mit den größten Teleskopen noch nicht direkt bestimmen. Immerhin reicht der aus Helligkeit und Bahn bestimmte Durchmesser der Kleinplaneten von wenigen Kilometern bis einige hundert Kilometer. Diese Art der Durchmesserbestimmung weist einen großen Fehler auf, da das Reflexionsvermögen seiner Oberfläche in die Berechnung mit eingeht. Diese ist leider nur sehr ungenau bekannt.

Mittels Sternbedeckungen, die diese Kleinplaneten verursachen, ist es jedoch möglich, Größe und Form eines Kleinplaneten besser einzugrenzen. Es ist sogar gelungen, Monde von Kleinplaneten zu beobachten. Hier sind die Amateurastronomen gefragt, denn nur sie sind in der Lage, ein engmaschiges Beobachternetz zu stellen, mit dem Sternbedeckungen durch Kleinplaneten verfolgt werden können.

Der Ablauf einer solchen Beobachtung ist relativ einfach: Möglichst viele Beobachter verteilen sich quer zu der Bewegungsrichtung des Kleinplaneten und versuchen, das Netz so eng zu bekommen, dass der Kleinplanet nicht hindurchschlüpfen kann. Sie beobachten einen Stern und messen die Zeitdauer, für die der Kleinplanet den Blick auf den Stern versperrt. Aus der Zeitdauer lässt sich dann auf die Größe des Kleinplaneten schließen. Durch eine Mehrzahl von Beobachtungen ist es darüberhinaus möglich, eine Form abzuschätzen.

Das Ereignis am 21. April

Am späten Abend des 21. April 2007 bedeckte laut Vorhersage ((c) der Daten und des Bildes by IOTA) der Kleinplanet mit der Nummer 17 und dem Namen Thetis den Stern TYC 1407-00130-1 im Sternbild Krebs. Vorausberechnet wurde das Ereignis von IOTA, der "International Occultation Timing Association". Mit einer Trefferwahrscheinlichkeit von 70% lag Heuchelheim fast exakt auf der Zentrallinie des Kleinplanetenschattens. Eine solch hoher Wert der Wahrscheinlichkeit wird fast ausschließlich bei Kleinplaneten mit niedrigen Nummern und hellen Sternen erreicht. Nur für solche Objekte sind die Positionen zum Bedeckungszeitpunkt genau genug bekannt.

Unter dem Pfad (Bild: (c) Oliver Klös) lagen unter anderem die Niederlande, das Ruhrgebiet und die Müncher Region. Mit 22h46 UT (d.h. 0h46 MESZ, 22. April) lag das Ereignis zeitlich günstig, zumal der Stern mit mehr als 30 Grad noch relativ hoch über dem Horizont stand. Der Mond war zu dem Zeitpunkt vor seinem ersten Viertel und einige Dutzend Grad von dem 10te Größe Stern entfernt. Ein Teleskop mit 10cm Öffnung hätte bereits sicher ausgereicht, dieses Ereignis zu beobachten. Der Helligkeitsabfall von 2,5 Größenklassen sollte auch hinreichend stark sein, um eine Bedeckung bemerken zu können

Grobe Auswertung

Die grobe Auswertung erfolgte mit dem Programm WinOccult und auf Basis der Beobachtungsmeldungen, die im Laufe des Sonntags eingingen. Eine weitere Auswertung zusammen mit einer Aufstellung aller europäische Beobachter wird auf der Website Euraster veröffentlicht.

Es zeigt sich, dass der Katalogwert von 90 km für den Kleinplanetendurchmesser als zu hoch angesehen werden muss. Die sich aus diesem Wert ergebende maximale Bedeckungsdauer von 9,5 Sekunden wurde von keinem Beobachter erreicht. Der Maximalwert lag bei etwa 7 Sekunden (Klaus Spruck: 6,1 sek, Frank Leiter: 6,5 sek). Es ergibt sich daher ein Durchmesser, der nahe 70 km liegt. Zudem dürfte die Ausdehnung senkrecht zum Pfad geringer anzunehmen sein. Bisher sind hier die Beobachtungen von Herbert Raab und Stefan Schuchhardt als oberer Grenzwert für den Durchmesser anzusetzen.

Feinere Auswertung

Die eigene grobe Auswertung diente nur zur Orientierung. Eine gründliche Betrachtung der Daten erfolgte durch die IOTA. Insgesamt 17 Beobachtergruppen haben nun eine positive Meldung eingereicht, so dass eine recht gute Bestimmung möglich war. Die Beobachter verwendeten dabei verschiedene Methoden: zum Teil Videoaufzeichnung, zum Teil visuelle Beobachtung.

Eric Frappa publiziert folgende Daten:

Das Ergebnis der mathematischen Anpassung einer Ellipse an die Beobachtungen ergibt eine Größe des Kleinplanetenprofils von 75,8+/-1,7 km x 62,7 +/- 1,5 km. Dieses Ergebnis liegt relativ dicht bei der ersten groben Auswertung.

Fazit

In den letzten sechs Jahren hatten Klaus Spruck und Frank Leiter je dreimal Erfolg bei einem Ereignis dieser Art. Dazu waren etwa 30 Anläufe notwendig, was zeigt, dass man nicht mit einem sofortigen Erfolg rechnen darf. Die Beobachtung selbst zählt aber zu den spannendsten und wissenschaftlich wertvollsten, die mit einfachen Mitteln machbar sind. Das Internet ist eine unschätzbare Hilfe in der Koordination des europaweiten Beobachternetzes, welches sich in den letzten 10 Jahren etabliert hat.

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